Herbsttour 2009
Rainer Plewa Oktober 2009

Wie immer in den letzten Jahren,
Bevor wir in den Urlaub fahren,
Wurd` ich darüber informiert,
Dass Axel wieder präsentiert

Die Gospeltour. Doch dieses Jahr,
Das war mir schon bald sonnenklar,
War alles anders als zuvor.
Zwar gab es noch den Gospelchor

Mit vielen, alt vertrauten Leuten,
Die das Projekt schon lang begleiten.
Doch neben neuen Chormitgliedern,
Die sich befassten mit den Liedern,

Gab es auch neues Personal
Im Leitungsteam, drei an der Zahl.
Das waren Chris auf dem Cajón,
Mit Besen zaubernd Ton für Ton,

Und Niklas, der zu jeder Zeit
Mit großer Fingerfertigkeit
An Keyboard oder dem Klavier
Erzeugte höchstes Hör-Plaisier.

Der dritte – und das war ganz neu –
Meldet´ sich oft mit einem Schrei,
War sonst nicht grad bewegungsfaul,
`S war Axel´s Sohn, Es war der Paul.

Zurück zum Chor, zum ersten Test
Der Lieder auf dem Kita-Fest
Am Sonntagmittag um zwölf Uhr.
Es waren hundert Meter nur

Entfernt von unserm Probensaal.
Ein Fußtransport der großen Zahl
Der Instrumente schloss sich aus,
So fuhr´n sie mit dem Auto rauf.

Das Auto wurde abgestellt,
Wo sonst ein Auto niemals hält,
Die Instrumente ausgeladen
Und in den Kitasaal getragen.

Voll Sorge vor der Polizei,
Dass sie - kommt sie einmal vorbei -
Das Auto lässt evakuieren,
Begann der Fahrer zu rotieren

Und bat den Sänger mit dem Bart,
Ob er vielleicht die Güte hat,
Den Wagen dorthin wegzufahren,
Wo keine weiteren Gefahren

Für heute zu erwarten sind.
Zu finden sei er ganz bestimmt
Sehr leicht. Nach rechts nur wen´ge Schritte,
Direkt am Zaun, grad in der Mitte,

Ein Seat und am Schild CP.
„Hier, nimm den Schlüssel und ade.“
Der Sänger flog die Treppe runter,
Und merkte nicht, es war viel bunter

Als auf dem Weg zum Saal nach oben,
Wo grad der Chor hat Platz bezogen.
Die Tür hinaus, nach rechts gewendet
Kein Auto da! War es entwendet?

Das kann nicht sein! Drum schnell nach links.
Auch nichts zu sehen! Dem Sänger stinkt´s.
Vielleicht steht es am Fuß vom Hügel?
Er rannte los als hätt´ er Flügel.

Auch dort war nichts. Die Lungen bebten,
Der Schweiß, er floss, die Hosen klebten
Und auch das schwarze Auftrittshemd,
Das jeder an dem Sänger kennt -

Das mit den roten Knopflochrändern.
Der Schweißausbruch ließ sich nicht ändern
Und so begann ein Tempolauf
Zurück zum Haus, den Berg hinauf.

„Das Auto kann nur oben steh´n“,
Dacht er, „ich hab´s nur übersehn.“
Und richtig, nah am Haupteingang
Sah er das Auto und empfand

Erst Ärger, bald verdrängt von Scham,
Der tief aus seinem Innern kam.
Dem Sänger wurde nämlich klar,
Dass es vorherzusehen war,

Dass Ungemach sehr schnell beginnt,
Wenn man die falsche Türe nimmt.
Für Selbstmitleid war keine Zeit,
Und schnell macht´ er sich dann bereit,

Das Auto dorthin wegzufahren,
Wo Plätze noch zum Parken waren.
Das war nicht leicht und dauert lang
Und unserm Sänger wurde bang,

Dass er wegen der Autohatz
Beim Auftritt findet keinen Platz.
Und er bewegte seine Knochen -
Sie wären einmal fast gebrochen -

Wie Usain Bolt beim Weltrekord
Und kam noch rechtzeitig zum Ort
Des Auftritts im Kita-Café.
Er roch nach Schweiß, doch vom Buffet

Erreichten alle Sängernasen
Kaffee- und Tee- und Waffelwrasen,
Die so die Sänger stimulierten,
Dass sie bezaubernd musizierten.

So gut und fesselnd war´n die Lieder,
Dass einmal, zweimal, immer wieder,
Die Waffelfrau war so gebannt,
Dass manche Waffeln sind verbrannt.

Am Nachmittag dann beim Konzert,
Da lief nur Weniges verkehrt.
Allein die Choreographie
Bedurfte noch der Harmonie.

Egal, am Schluss gab es Applaus
Und der fiel auch ermunternd aus,
Und gab somit auf seine Weise
Ein gutes Zeichen für die Reise.

Am Samstag früh, fast noch zur Nacht
So war´s mit Anke ausgemacht,
Sollte die Ess´ner Gruppe starten
Und auf den Bus am Bahnhof warten.

Doch an der wohlbekannten Stelle
Hatte die Stadt ganz auf die Schnelle
`Ne Baustelle neu installiert
Und allen Platz frech okkupiert.

So war im Dunkeln und im Regen
Der Halteplatz noch zu verlegen.
Den Weg dorthin, den zeigte klar
´Ne kleine Platzhinweiserschar,

Die ganz spontan zur Hilfe sprang.
Und hiermit sag ich ihnen Dank.
Trotz Regen und der Morgenfrühe
Gelang es dann mit etwas Mühe,

Den Bauch des Busses zu beladen,
Dass hierbei gar nichts kam zu Schaden,
Die Essenssachen einzupacken
Und aufzuhängen alle Jacken,

Selbst einzusteigen, Tür zu schließen
Und endlich nur noch zu genießen.
Ein wenig später als im Plan
Kam dann der Bus in R E an,

Es wurde alles eingeladen
Und dann gen Thüringen gefahren.
Die Fahrt war lang, der Himmel weinte,
Und als das Navi auch noch meinte,

Der Bus muss unbedingt durch Gassen,
Wo Häusermauern nach uns fassen,
Da gab es schon manchen Gedanken,
Ob nicht der Zeitplan kommt ins Wanken.

Doch Micha, völlig ohne Frust,
Bekam anscheinend größte Lust,
Zu zeigen, dass ihn keine Ecken
Und Häuserwände können schrecken,

Und fuhr den Bus ganz ohne Patzer
Und ohne irgendeinen Kratzer
Durch engste Strassen und auch Gassen
Die zu der Zeit war´n ganz verlassen.

In Wünschendorf, dem ersten Ziel,
Gab es sehr viel, was uns gefiel.
Die Kirche, dem St. Veit geweiht,
Die atmete nicht Heiligkeit,

Vielmehr bezeugte sie ganz klar,
Was früher alles möglich war,
Wenn Staat und Kirche sich mal streiten
Und dann ihre Empfindlichkeiten

Durch Mauern Bauen karikieren.
St. Veit war kalt - wir mussten frieren -,
Doch zeigte uns mit Deutlichkeit
Die Kunst im Raum die Frömmigkeit

Der Menschen hier seit alters her.
Doch nicht nur das, auch das Gespür,
Mit kleinen, süßen, leck´ren Sachen,
´Ner müden Schar Freude zu machen.

Auch das Konzert an diesem Ort
Vertrieb die Müdigkeit sofort.
Das Publikum war inspiriert
Und sang laut mit, ganz motiviert,

Und gab uns herzlichen Applaus
Bevor es schließlich ging nach Haus.
Für uns jedoch war noch nicht Schluss,
Wie mussten ja noch mit dem Bus

Nach Greiz, zu unserm Nachtquartier,
´Ner Herberge, nicht weit von hier.
Noch voll bepackt, gleich in der Halle,
Gab´s die Begrüßung und für alle

Erläuterte die Herbergsmutter,
Dass hier nicht wirkte Martin Luther,
Nein, das, was sie zu bieten hatte,
Das war ´ne Treppenmarmorplatte

Mit einem Ammoniten drin,
Und mit viel Stolz wies sie drauf hin.
Danach gab´s endlich was zu essen,
Getränke war´n auch nicht vergessen,

Und als ein jeder hatt´gespeist
Da war der Raum sehr schnell verwaist,
Weil nach so einem langen Tag
Der Schlaf Tribut gefordert hat.

Am Morgen sah man dann erstaunt,
Dass sich jemand ein Bett gebaut
Auf dem Podest, gleich an der Treppe
Kurz vor dem Klo. Und eine Decke

Hing schief an der Etagenbrüstung,
Wohl hingehängt zum Zweck der Lüftung.
Was hat den Schläfer nur bewogen,
Fragte man sich, dass er gezogen

Mit allem Bettzeug in der Nacht
Hier auf den Flur? Und welche Macht
Hat ihn vertrieben aus dem Zimmer?
Die Lösung war einfach wie immer.


Der Schläfer war ´ne Schläferin,
Mit leichtem Schlaf und wenig Sinn
Für Schnarchduette in der Nacht,
Die sie um ihren Schlaf gebracht.

So zog sie dann unter Protest
Zum Raum hinaus auf das Podest
Und hat dann dort den Rest der Nacht
Auf ihrem Schlaflager verbracht.

Die nächsten Nächte konnt ´sie dann
Im Bett verbringen nebenan,
Im Zimmer bei dem Ehepaar
Aus Erkenschwick, ganz wunderbar.

Seit alters her steh´n Tempel dort
Wo man sie sieht, an höchstem Ort.
Der Zugang möglich nur zu Fuß,
Denn damals gab´s noch keinen Bus.

Wir mussten aber dringend hin
Nach Rüdersdorf, wo mittendrin
Die Kirche thront auf einem Hügel,
Und nicht erreichbar ohne Flügel

Für unsern Bus. Doch routiniert,
Die Lage kurz analysiert,
Fährt Micha rückwärts auf dem Weg
Soweit, bis es nicht weiter geht.

Für uns sah dies phantastisch aus
Und er erhielt dafür Applaus.
Die Kirche war von dort sehr gut
Erreichbar und mit frohem Mut

Wurd´ schnell die Technik installiert
Und die Beschallung ausprobiert,
Die Sänger richtig hindrapiert,
Die Choreographie trainiert,

Und als dann alles fertig schien,
Da schweifte mancher Blick dorthin,
Wo sich befand in nächster Nähe
Eine Empore auf halber Höhe.

Und schnell war die Idee ersonnen,
Die dann viel´ Freunde hat gewonnen,
Von oben auch etwas zu singen
Und damit sogar zu beginnen.

Der Plan war gut. Er wurd´ beschlossen.
Das Publikum hat´s dann genossen,
Ließ sich auch sonst gut motivieren
Und zeigte uns durch Applaudieren,

Dass das Konzert Gefallen fand.
Wir fuhren später über Land
Zurück in unser Standquartier.
Bei Wasser, Cola, Wein und Bier

Erlebten wir dann in dem Haus
Marejke Chris Amado Paus
Als Conferencier, der moderierte
Und Chortalente präsentierte.

Er fand es doll, wie ABBA spielte
Und Baccara den Boogie fühlte.
Für Weather Girls, Duotica
Hatt´ er die richt´gen Worte da

Und hat mit Charme tief in der Nacht
Uns allen großen Spaß gebracht.
Nach Sachsen ging´s am nächsten Tag,
`Nem Montag, wie ihn keiner mag.

Sehr regnerisch und grau verhangen
Ging es nach Zwickau, nett empfangen
Von einer Dame, die im Regen
Mit einem Schirm uns kam entgegen

Und uns den Weg zur Kirche wies,
In der, wie sie uns wissen ließ,
Schon Luther Massen tief bewegte,
Wenn Bibeltexte er auslegte.

Der Raum war warm und groß, mit Hall,
Ein richtiger großer Kirchensaal.
So kamen manchem leis´ Bedenken,
Ob wirklich später in den Bänken

Auch Menschen sind in großer Zahl,
Um so zu mindern diesen Hall.
Zu dem Konzert ging´s motiviert
Doch wurden wir gleich stark frustriert,

Als leere Bänke wir erblickten,
Statt Massen, die ein Herz entzückten.
Wir gingen hoch auf die Empore
Und sahen unten, wie verloren

Zehn Leute in den Bänken sitzen.
Wir fingen langsam an zu schwitzen,
Denn warm war´s hier, die Luft staubtrocken.
Dann gab´s die Losung:“Lasst uns rocken!“

Von Axel an den Gospelchor,
Der dann auch sang, wie nie zuvor.
Die Stimmung wurde angefacht,
Als dann ´ne Teilung wurd´ gemacht

Des Chors in Publikum und Sänger,
Damit von oben man nicht länger
Nur leere Reihen vor sich sah.
Als das Konzert beendet war,

Gab es Applaus und liebe Worte
Vom Pfarrer, der uns durch die Pforte
Noch tragen half so manchen Kasten
Mit Kabeln, Reglern, Keyboardtasten.

Als alles war im Bus verstaut,
Hab´n wir die Zelte abgebaut
Und Sachsen dann sehr schnell verlassen.
Die Fahrt über die dunklen Straßen

Beruhigte schnell die Sängerschar.
Und als in Greiz gegessen war,
Da wurd´ entspannt gar mannigfach.
Die einen zog´s ins Schlafgemach

Und andere fingen an zu singen.
Noch andrer ließen Gläser klingen.
Und weitere haben gar die Nacht
Ganz ohne Schlafen durchgemacht.

Am nächsten Morgen in der Früh
Gab´s ein Gewusel wie noch nie.
Die Zimmer wurden leer gemacht,
Die Koffer ins Foyer gebracht,

Noch mal am Frühstückstisch gesessen
Und sich so richtig voll gefressen,
Die Koffer und die Technikteile
Im Bus verstaut und ganz in Eile

Der Küchenfee und ihrem Jungen
Ein Abschiedlied fast gut gesungen,
Im Bus die Plätze eingenommen,
Dass keiner fehlt, beruhigt vernommen

Dann endlich den Motor gehört
Und noch gemerkt, dass der Bus fährt,
Dann nicht mehr um den Schlaf gebracht
Und kurz vor Lippstadt aufgewacht.

Die Kirche dort ließ Bilder kommen,
Als Mengen von katholisch Frommen
In Oelde unsern Gospelchor
So feierten wie nie zuvor,

Und dort der Pfarrer rote Rosen
Verschenkte und auch sehr famosen,
Gebrannten Schnaps zu später Nacht.
Entsprechend wurde viel gelacht

Und ließ die Hoffnung langsam sprießen,
Dass wir in Lippstadt soll´n genießen
Ein Publikum in vollem Haus,
Das nicht zurückhält den Applaus.

Ein schöner Traum! Er wurd´ nicht wahr.
Beim Einzug schon war sofort klar,
Wir singen heute wieder mal
Vor einem schlecht gefüllten Saal.

Der Schock saß tief, doch nicht der Frust,
Und so begann mit voller Lust
Der Chor und auch das Leitungsteam
Zu rocken in der Kirche drin.

Das Publikum wurd´ animiert,
Sang sehr viel mit und hat probiert,
Sogar zu tanzen in den Bänken.
Und es ist gar nicht auszudenken,

Was wär´ gescheh´n bei vollem Haus?
Doch leider blieb der Zuspruch aus.
So luden wir ein letztes Mal
Die Technik aus ´nem Kirchensaal

Bei dieser Tour und fuhren los
Mit unserm großen Reisebus
Zurück nach Haus und dachten leise,
Wie läuft es auf der nächsten Reise?